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Stillen vs. Nichtstillen

Stillen oder nicht – das ist hier die Frage.

Öfter erlebe ich ein gewisses Konfliktpotential, wenn über das Stillen oder Nichtstillen gesprochen wird. Jeder möchte seinen Weg als den richtigen verteidigen und oft fühlen sich beide Seiten angegriffen. Ziemlich schnell ist das Gespräch bei Themen wie „ich hatte halt zu wenig Milch“ oder „PRE-Milch ist genauso gut wie Muttermilch“ oder das Totschlagargument „wir sind auch alle groß geworden“.

Bevor ich inhaltlich auf diese Argumente eingehe, möchte ich dafür plädieren, dass hier beide Seiten wieder etwas mehr gegenseitiges Verständnis aufbringen. Vielleicht hat die Flaschenmama es WIRKLICH lange und intensiv versucht mit dem Stillen. Vielleicht hat sie die zu dem Zeitpunkt notwendige Hilfe nicht bekommen und irgendwann resigniert aufgegeben. Vielleicht hat es die Industrie auch erfolgreich geschafft, uns allen einzureden, dass sie Muttermilch nachahmen könnte (Spoiler: kann sie nicht).

Außerdem finde ich es ungerecht, die Stillfrage zum Richter über „gute Mama oder schlechte Mama“ zu machen. Das kann ganz schön weh tun, wenn man gerne gestillt hätte und dann auch noch dafür schlecht gemacht wird, dass es nicht geklappt hat. Auch wenn man sich generell aktiv gegen das Stillen entschieden hat, ist man nicht automatisch egoistisch und liebt seine Kinder weniger. Das Muttersein hat so viel mehr Dimensionen als das Stillen.

Andererseits möchte ich alle ermutigen, über die Gründe nachzudenken, warum sie generell nicht oder nicht mehr stillen möchten. Fragt euch: „Bin es wirklich ich, die nicht (mehr) stillen möchte oder spielen Ängste und Erwartungen von außen in diese Entscheidung mit hinein?“

Wichtig ist doch, dass die Entscheidung für oder gegen das Stillen auf Basis von Fakten und ausreichend Informationen getroffen wird. Nicht als Folge von abfälligen Kommentaren oder Desinformation.

Alle, die nicht (mehr) Stillen möchten, müssen einfach wissen, dass…

  • …Muttermilch gegenüber Formula weit überlegen ist
  • …Stillen enorme gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind hat
  • …viele Menschen (auch Fachpersonen) immer noch Mythen und Falschinformationen bzgl. dem Stillen verbreiten – meist nicht einmal absichtlich
  • …die Industrie für Babymilch und Säuglingsnahrung extrem großes Interesse daran hat, dass Babys nicht gestillt, sondern mit der Flasche gefüttert werden – immerhin wird damit jedes Jahr allein in Deutschland ein Umsatz von 410 Mio. € gemacht (Quelle: Statista Market Insights, Dezember 2024). Tendenz steigend.

Und glaubt mir bitte, wenn ich sage: Ich erzähle euch das nicht, um euch zu bashen oder schlecht zu machen. Ich möchte einfach, dass jeder die Fakten kennt. Und wer sich dann gegen das Stillen entscheidet, hat meine absolute und vollste Unterstützung.

So nun aber nochmal zurück zum Thema „Formula ist genauso gut wie Muttermilch“. Im unten stehenden Bild sind alle Komponenten von Muttermilch und Formulanahrung aufgelistet. Das muss sich natürlich keiner genau anschauen, aber bereits auf den ersten Blick sollte deutlich werden, dass da ein klitzekleiner Unterschied in der Zusammensetzung besteht.

Zusammensetzung von Muttermilch und Formulamilch
Zusammensetzung von Muttermilch und Formulanahrung. Quelle: Kampmann, K. Auf der Suche nach dem „Superfood“ für Babys. Pädiatrie 33, 30–39 (2021). https://doi.org/10.1007/s15014-021-3907-y

Und obwohl ich Muttermilch wirklich für eins der krassesten und coolsten Dinge der Natur halte, bin ich froh, dass es Formulanahrung gibt. Es ist nämlich die zweitbeste Wahl nach Muttermilch, um ein Baby adäquat zu ernähren. Formula ist nicht gleich gut wie Muttermilch, aber eben ausreichend gut, um ein Kind zu versorgen. Zum Glück, oder? 🙂

Wenn auch du überlegst, ob du überhaupt Stillen möchtest oder vielleicht abstillen möchtest, melde dich gerne bei mir. Natürlich habe ich als Stillberaterin immer das Interesse eine Stillbeziehung zu schützen, aber niemals werden ich jemanden mit einem Abstillwunsch verurteilen oder euch das ausreden. Dafür habe ich große Lust in einen offenen Austausch mit euch zu gehen, euch alle Fakten zu geben und auch Ängste zu nehmen. Auf dieser Basis darf jede einzelne von euch eine selbstsichere und wohl durchdachte Entscheidung treffen.

Ich treffe meine eigenen Entscheidungen auf Basis von Informationen. Selbstsicher und selbstbestimmt.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Stillen vs. Nichtstillen“

  1. Super hilfreich! Danke für den tollen Artikel!

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